Zum Inhalt springenZur Suche springen

20 Studierende der Juristischen Fakultät auf Studienreise in Tokio

Unmittelbar vor Start des Sommersemesters 2019 reisten 20 Studierende der Juristischen Fakultät für eine Woche nach Tokio, Japan, um sich vor Ort einen Eindruck zu verschaffen, wie in Japan mit den Herausforderungen durch die Digitalisierung umgegangen wird. Entsprechend standen auf dem Programm Besuche bei Digitalunternehmen sowie einer Partneruniversität der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf. Initiiert und organisiert wurde die Studienreise von der Fachschaft Jura. Allen voran Samira Boujnoun begriff es als Herzensangelegenheit, die Fahrt zu einem vollen Erfolg werden zu lassen. Thilo Klawonn und Tristan Rohner – zwei wissenschaftliche Mitarbeiter des Lehrstuhls für Bürgerliches Recht, deutsches und europäisches Wettbewerbsrecht (Professor Podszun) – unterstützten und begleiteten die Reisegruppe fachlich und organisatorisch. 

Im Headoffice von Sony wurde die Gruppe von Yoshinori Mochida und Wakana Inoue fachlich kompetent und charmant humorvoll über die Arbeit in der der Rechtsabteilung eines weltweit agierenden Konzerns informiert. Ein Fokus des Vortrags lag auf dem Umgang mit zukünftigen Technologien im Konzern, u.a. künstlicher Intelligenz. Es war eine große Ehre, dass sich der Leiter der Rechtsabteilung von Sony über eine Stunde Zeit nimmt, um mit einer Gruppe von deutschen Jurastudierenden zu diskutieren. Mochida-san stellte sich den zahlreichen und erbarmungslosen Fragen der Studierenden und beantwortete alles offen und mit viel Charme.

Die Tokyo Stock Exchange (TSE) begrüßte die Reisegruppe in ihren repräsentativen Räumlichkeiten im Zentralbezirk Chūō. Die TSE ist der nationale Handelsplatz für Aktien und Wertpapiere und die drittgrößte Börse der Welt. Im Zentrum des Gebäudes befindet sich ein riesiger Glaszylinder auf dem ehemaligen Handelsparkett, auf dem die aktuellen Handelskurse vorbeirasen. Das besondere Gimmick dieser Anzeige: Je schneller die Kurse fliegen, desto heißer geht es auf dem Markt zu. Ungewohnt für das deutsche Auge waren hier auch die Farben, denn die Kursgewinne wurden rot dargestellt, während die Verluste grün waren.

Als Besonderheit des Besuchs bei der TSE sticht sicherlich das Virtual Stock Trading Game hervor. Die Gruppe konnte hier am eigenen Leib erfahren, wie das Leben als Day-Trader sich anfühlen muss. Ein einführender Film über die Tätigkeit der TSE, eine anschließend Führung durch das Gebäude sowie ein Vortrag über das Finanzwesen Japans vermittelten einen Überblick über das Verhältnis von Japan zu Geld.

Wussten Sie etwa, dass Japaner noch mehr an ihrem Bargeld hängen als Deutsche? Wem das zuvor unbekannt war, der könnte beim nächsten Besuch in einem der zahlreichen Restaurants überrascht gewesen sein. Denn Schilder mit „Cash only“ sah man noch häufiger als die zahlreichen Getränkeautomaten, die an jeder Straßenecke zu finden waren. Diese Aversion von elektronischen Zahlungsmitteln, wenn es doch überall LTE gibt, war ein weiteres Beispiel des Landes der Gegensätze.

Mit der Aoyama Gakuin University stand ein Besuch bei einer Partneruniversität der Heinrich-Heine-Universität auf dem Programm.

Dies ist eine sehr renommierte Privatuniversität mit großem Campusgelände in Shibuya und unmittelbarer Nähe zu den Shoppinghighlights Omotosando und Harajuku. Prof. Dr. Karl-Friedrich Lenz hat sich die Zeit genommen, der Reisegruppe eine Einführung ins japanische Bitcoin-Recht zu geben. Zuvor aber erklärten er und Kana Sugahara vom örtlichen International Office die Bestellautomaten der örtlichen Mensa.

Professor Lenz ist promovierter deutscher Volljurist und zugleich Professor für deutsches Recht und Europarecht an der Aoyama Gakuin University. Die Gelegenheit der Begegnung wurde von den Studierenden genutzt, mehr über das japanische juristische Ausbildungssystem und seine Unterschiede zum deutschen System zu lernen. Auch auf die japanische Sprache selbst ist Professor Lenz eingegangen. So erklärte er anhand einzelner Schriftzeichen, dass „Aoyama“ wörtlich übersetzt „Blauer Berg“ und „Shibuya“ „Bittertal“ heißt. Kurios für deutsche Augen war, dass die Universität in vergleichsweise wenigen und dafür vielstöckigen Gebäuden untergebracht war – und dass sich im Erdgeschoss eines Gebäudes eine große (christliche) Kirche befand. 

Kawasaki Robotics empfing die Studierendengruppe in ihrem Showroom in Odaiba, der sog. Robo-Stage. Dort waren verschiedene Roboter ausgestellt, und es war möglich, einen rasanten Drohnenflug in Virtual Reality mitzuerleben. Für den besonderen Immersionseffekt saß man auf einem Roboterarm, der typischerweise in der industriellen Fertigung zum Einsatz kommt. Andere Roboter bedienten Smartphones oder mischten Flüssigkeiten unter Laborbedingungen. Spannend war die Möglichkeit, sich Porträts von einem künstlerisch begabten Modell zeichnen zu lassen.

Natürlich bestand neben dem fachlichen Programm für die Gruppe die Gelegenheit, Stadt, Kultur und Menschen auf eigene Faust zu erleben. Da traf es sich gut, dass die Reise zur Zeit der Kirschblüte  (Sakura) stattfand, was die Tokioer mit einem eigenen Fest (Hanami) begehen. Entsprechend voll war es an den beliebten Orten wie etwa dem Ueno-Park. Das hatte aber auch einen Vorteil, denn so konnte man am eigenen Leib spüren, wie sich das Leben in einer Metropolregion von fast 40 Millionen Einwohnern anfühlt.

Eine gewaltige Auswahl an Freizeitaktivitäten rang um die Aufmerksamkeit der Teilnehmenden, die angesichts der nur knappen Zeit divers entschieden. Ob ein Besuch auf dem Tokyo Tower bei Nacht, ein wildes Karaoke-Konzert in einer japanischen Bar mit Einheimischen oder ein entspannendes Bad in einem der berühmten japanischen heißen Quellen, den sog. Onsen – die Wahl war so vielfältig wie das Reiseziel es vermuten lässt. Ein Großteil der Gruppe hatte sich außerdem Karten für das noch recht neue Digital Art Museum besorgt. Passend zum Digitalisierungs-Thema der Fahrt konnte in diesem modernen Museum der Einfluss von Digitalisierung auf die Kunst erlebt werden. So gab es etwa einen verspiegelten Raum voller Lampen, deren Leuchtkraft und –farbe von der Positionierung der Besucher im Raum abhängt. Ein Traum für das Instagram-Profil. 

Hat sich die Fahrt also gelohnt? Das Fazit der begeisterten Teilnehmenden ist eindeutig: Bei der Reise handelte es sich um ein unvergessliches Erlebnis, bei der auch der Wissensgewinn über die Digitalisierung der japanischen Gesellschaft nicht zu kurz blieb. Stattdessen reifte die Erkenntnis bei den Teilnehmenden, dass Japan und Europa viel voneinander lernen können. So wünschten sich viele einen Ausbau der Beziehungen auch auf universitärer Ebene. Es wäre daher sehr zu begrüßen, wenn diese Studienfahrt nicht die letzte ihrer Art bliebe.

Verantwortlichkeit: